Am vergangenen Montag kam in Sankt Gallen eine ausgewählte Gruppe von Menschen zusammen, die sich für das Thema “Use-Centricity” interessieren. Ich selbst bin dort hin gegangen, da dieses Thema mich (neben privater Motivation im Kontext “User Centered Design” und “User Experience”) zunehmend auch beruflich beschäftigt.

Hat sich die Teilnahme gelohnt? Ging es wirklich um “User Centricity” respektive “Use-Centricity”?

Ja, es gab Einblick in einige spannende Vorträge von und aus Unternehmen in diesem Feld. Daneben einige theoretische und hervorragend vorgetragene Beiträge aus der Forschung. Schade war, dass bei dem ein oder anderen Vortrag die “Nutzerorientierung” (“Kundenorientierung”) etwas knapp, die Beispiele etwas abstrakt, waren. Aber darüber kann man hinweg sehen.

Einige “Highlights” der Vorträge dieser Veranstaltung

  • Hilti (Dr. Martin Petry, CIO) – Combining Integration and Flexibility
    “Über den Mehrwert des Kunden” – Sehr solider Vortrag mit Bezug zur Strategie und den Werten von Hilti. Ein Beispiel-Zitat: “Wir machen nicht alles, sondern nur das, was wir wirklich können.” Das gefällt (mir). Leider kam der Teil der Digitalisierung etwas zu kurz. Hilti scheint aber näher am Kunden zu sein, als man vielleicht denkt…
  • Uni St. Gallen (Prof. Dr. Jan Marco Leimeister) – Future of Digital Work – Crowdsourcing in der IT Entwicklung
    “Eine Frage der Crowdisierbarkeit” – Exzellenter und überzeugender Vortrag zum Thema Crowdsourcing (Crowdvoting, Crowdfunding, Crowdcreation). Bewahrheitet sich das, was Herr Leimeister sagt, so müssen wir hier noch mit viel rechnen. Aber am Anfang steht die Überlegung, was überhaupt “crowdisierbar” ist.
  • Migros (Chris Steinacker, Senior Projektleiter Strategische Projekte Online) – Von Migros-Kunden, für Migros-Kunden – Crowdsourcings auf Migipedia.ch
    “Dosen-Döner statt Dosen-Ravioli”- Migros sprach einmal wieder über Migipedia. Trotzdem war mir bei dem Vortrag nicht langweilig. Und ganz nebenbei weiss ich auch, warum Migros bald “Dosendöner” einführt. Die Migros-Community bei Migipedia ist schuld, Crowdsourcing in der Praxis…
  • FB Bayern München (Lorenz Beringer, Teamleiter CRM, Social Media und FCB KidsClub) – Weltweite Fan-Prientierung durch Social Media und CRM beim FC Bayern München
    “Bis zu 100 Likes pro Sekunde auf Facebook” – Wenngleich die Livedemo auf Facebook aus technischen Gründen nicht funktionierte, ist doch beachtlich und beeindruckend, welches Potenzial der FCB aus den Sozialen Medien schöpft (allein bei Facebook sind es wohl über 9 Mio. Fans). Übrigens hat mir das ganzheitliche und übergreifende SoMe-Konzept vom FCB gut gefallen.
  • Uni St. Gallen (Prof. Dr. Walter Brenner) – Innovation in der IT: Die Wahrheit liegt an der Schnittstelle zum Kunden
    “Der Kontakt zum Kunden ist der moment of truth” – Wer einmal Gelegenheit bekommt, Prof. Brenner zum Thema zu hören, sollte sich das nicht entgehen lassen. Prof. Brenner sprach über Ökosysteme, die sich die Internetgiganten (Google, Apple, ect.) schaffen und darüber, dass man in Palo Alto Scrum und Design Thinking zusammenbringt. Daneben erfolgte ein Abriss digitaler Entwicklungen von Adidas bis hin zur Audi City, spannend und interessant zugleich. Und eine wertvolle Erkenntnis: “Wessen Produkte nicht userfreundlich sind, der kann diese nicht verkaufen.”
  • ABB (Stephan Peterson) – BI Transformation –  How the user is transforming the BI landscape
    Stephan Peterson sprach darüber, wie sich der Workplace und die BI-Auswertungen mit der Zeit entwickeln, gemessen an neuen und gewachsenen Kundenbedürfnissen.
  • Nobel Biocare (Dietmar J. Böhm, CIO) – Value Proposition und Innovationsbeitrag der IT zum Unternehmen – Die IT im Wandel von Cloud, Mobile Apps und Innovation
    “Ich möchte mit meinen Kunden über deren Themen reden, nicht über Technologie.” Das würde ich gern öfter hören. Und daneben ist interessant, dass Nobel Biocare “innovativ” ist, weil sie dort Google Drive nutzen und es den Mitarbeitenden erlauben, ihre Endgeräte selbst auszuwählen. Das spricht dafür, dass wir hier noch nicht so weit sind. Übrigens gibt Nobel Biocare gratis Tablets (iPads) an seine Kunden bestimmter Produkte ab.

Dass es in der Uni St. Gallen immer fürstliche Verpflegung gibt, muss man eigentlich nicht extra erwähnen.Was mir allerdings etwas gefehlt hat, ist zum einen etwas “ganz Greifbares”, zum Beispiel: Wie komme ich von meinen Anwender ganz konkret zur App, erläutert an einem praktischen Beispiel von einem Unternehmen, beispielsweise unter Anwendung des “User Centered Design” oder des “Design Thinking”. Ich habe mich damit ja schon öfter bei Kunden beschäftigt, aber die anderen Zuhörer hätte es sicher interessiert. Ausserdem interessiert mich auch, wie andere vorgehen… Zum anderen hätte ich gern mal die Digital Marketing – Perspektive zu den jeweiligen Beispielen gehört – und nicht nur die der Wirtschaftsinformatik. Vielleicht kann man das zukünftig in Veranstaltungen mit dem Arbeitstitel “Use-Centricity” aufnehmen?

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